Gemeinsam Anders Stark - page 5

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Die Menschen von Silena klagten es dem König. „Was sollen
wir bloß tun?“, fragten sie ihn. Und der König antwortete
etwas Ungeheuerliches: „Gebt ihm Menschen“, sagte er.
Und so warf man jeden Tag das Los, wer dem Drachen
geopfert werden sollte, Mann oder Frau, jung oder alt. Die
Stadt war erfüllt von Klagen und Weinen. Die Herzen der
Menschen waren schwer von Trauer.
Eines Tages, als das Los geworfen wurde, da traf es des
Königs Tochter. Der König war entsetzt. Er hätte so gerne
seine Tochter freigekauft mit Gold und Silber. Aber sein Volk
blieb hart. Auch der König musste das Gesetz erfüllen, das er
selbst gesprochen hatte.
Die Königstochter verließ die Stadt. Sie war ganz allein und
fühlte sich sehr einsam. „Ach, wenn es doch einen Ausweg
gäbe“, seufzte sie.
Da begegnete ihr ein Reiter. Er trug eine Fahne mit dem
Zeichen des Kreuzes. Sein Name war Georg. Er hielt an
und fragte die Prinzessin: „Was tust Du hier draußen so
ganz allein? Kann ich Dir helfen?“ Das Mädchen begann zu
weinen und rief: „Flieh, sonst musst Du sterben!“ Aber der
Ritter wollte nicht gehen, bevor er wusste, warum sie sich so
fürchtete.
Doch bevor sie antworten konnte, erhob sich ein fürchter-
liches Gebrüll. Der Drache hatte das Wasser verlassen und
kam auf Georg zu. Er spuckte Feuer und Schwefel. Georg
nahm seine Lanze, gab dem Pferd die Sporen und ritt mit
Macht auf das Untier zu. Es begann ein Kampf auf Leben
und Tod.
Georg, der Ritter, hatte keine Angst; er war schnell und
stark. So bezwang er den Drachen für alle Zeit.
Er ließ die Königstochter ihren Gürtel um des Drachen
Hals legen. Der lag besiegt zu ihren Füßen. Alle Menschen
staunten und fragten: „Wie kann ein Mensch so eine Kraft
haben?“ Georg sprach zu ihnen: „Fürchtet Euch nicht! Ich
habe den Kampf im Zeichen des Kreuzes gewagt. Gott, mein
Herr, war bei mir. In seinem Namen habe ich den Drachen
bezwungen. Und auch Ihr könnt mit Gottes Kraft Böses
besiegen!“
Alle Menschen dankten dem Ritter, und der König wollte
ihn mit Gold und Silber überhäufen. Doch Georg ließ die
Schätze unter den Armen verteilen. Dann ritt er wieder
seines Weges.
Der heilige Georg „kämpft“
mit dem Drachen – diese
Skulptur eines Klienten wurde
im Rahmen eines Kunstwett-
bewerbs des Sozialwerks
beim Patronatsfest 2008 in
Schmallenberg-Wormbach
ausgestellt.
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