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18. März 2022

Schritte zum barrierefreien Tourismus

Barrierefreies Reisen ist für viele Menschen ein wichtiges Thema – aus ganz individuellen und unterschiedlichen Gründen. Gemeinsam mit der Initiative „Barrierefrei im Sauerland“ der Lenne-Werkstatt in Schmallenberg hat der Sauerland-Tourismus nun zu mehreren Impulsworkshops eingeladen und einen Maßnahmenplan für barrierefreies Reisen in die Region erarbeitet.

An den Impulsworkshops, die online stattfanden und durch die Aktion Mensch gefördert wurden, nahmen Tourismusverantwortliche sowie Beauftragte für Belange von Menschen mit Behinderungen der Städte, Gemeinden und Kreise teil. Mit ihrem Fachwissen unterstützen zudem Vertreterinnen und Vertreter von „Barrierefrei im Sauerland” die Veranstaltungen und brachten insbesondere die Sichtweise der betroffenen Menschen mit ein.

Denn Barrierefreiheit hat unterschiedliche Facetten und kann an verschieden Stellen den Menschen das Leben leichter, unkomplizierter und bequemer machen – und in vielen Fällen auch echte Teilhabe bedeuten. Im Fall des Reisens beginnt das bei der Information zu passenden Reisezielen und Unterkünften, setzt sich bei der komfortablen Anreise fort und ist von großer Bedeutung bei Übernachtungsbetrieben und Ausflugszielen. Alltagshindernisse betreffen zum einen Menschen, die älter werden. Aber eben auch Menschen mit unterschiedlichen körperlichen oder geistigen Einschränkungen. Damit Reisen für alle auch im Sauerland möglich wird, braucht es eine empathische Sichtweise und im ersten Schritt kleine Maßnahmen, die die Hindernisse ausräumen oder darüber hinweghelfen. Wie diese Maßnahmen aussehen könnten, zeigte unter anderem Gisela Moser vom Beratungsbüro MosGiTo auf, die als Expertin für barrierefreies Reisen Urlaubsregionen unterstützt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops diskutierten aber auch ganz pragmatisch, wie im Sauerland an vielen Stellen Verbesserungen getroffen werden können. Gemeinsam haben sie dann zum Abschluss Ziele definiert und einen ersten Maßnahmenplan festgelegt. Sie waren sich einig, dass es wichtig ist, das Sauerland als inspirierende Outdoorregion für ALLE Menschen sichtbarer zu machen. Hier müssen zukünftig die Angebote für Menschen mit besonderen Bedürfnissen besser herausgestellt werden. Es wird sich nun ein aktives Netzwerk und ein Expertenteam von Touristikfachleuten und Behindertenbeauftragten zusammenfinden. Gemeinsam will es daran arbeiten, zum einen die vorhandenen Angebote prominenter herauszustellen, zum anderen Ausflugs- und Gastbetriebe für das Zukunftsthema stärker zu sensibilisieren und bei der Umsetzung neuer Angebote zu unterstützen.

Sauerland-Komfort legt den Anfang

Sabine Risse, Outdoormanagerin und Verantwortliche für das Thema „Sauerland-Komfort“ beim Sauerland-Tourismus, ist von den Ergebnissen der Workshops sehr angetan. „Mit Sauerland-Komfort haben wir die Grundlagen für barrierearme und niederschwellige Angebote im Sauerland gelegt. Jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Wichtig ist zu begreifen: Wenn komfortable – am besten barrierefreie – Angebote wie selbstverständlich geschaffen oder ausgebaut werden, dann ist das entscheidend für eine große Zahl von Gästen. Im Prinzip nutzen sie aber allen.“

Beispiele für komfortable Angebote, die zudem barrierearm oder sogar barrierefrei sind, gibt es in der Region. Dazu gehören die Sauerland-Spazierrunden, aber ebenso Wanderwege, die auch für Menschen mit eingeschränkter Mobilität geeignet sind. Es gibt Hochseilgärten, die auch Personen im Rollstuhl nutzen können. Das Projekt Guide4Blind in Soest wendet sich mit mehreren Angeboten an blinde und sehbehinderte Menschen und ermöglicht ihnen beispielsweise Stadtführungen jenseits des Sichtbaren.

Neues Angebot von Experten in eigener Sache

Das Team von „Barrierefrei im Sauerland” präsentierte zudem ein neues, niederschwelliges Angebot, das sich an Übernachtungsbetriebe im Sauerland richtet und sie beim Abbau von Hindernissen für Menschen mit einem Handicap unterstützen möchte. Ein Projektteam hat einen Betriebscheck erarbeitet, um Betriebe daraufhin zu untersuchen, wo sie in Sachen Barrierefreiheit stehen. „Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass im Team von „Barrierefrei im Sauerland“ Menschen mit Assistenzbedarf mitarbeiten. Diese unsere Experten sind Menschen, die selbst von Barrieren betroffen sind. Deshalb wissen sie, worüber sie sprechen”, erläutert Projektleiter Bernhard Pilgram. So bietet das Projektteam gegen einen geringen Kostenbeitrag an, dass Menschen mit unterschiedlichem Assistenzbedarf ins Hotel kommen und dieses anhand einer detaillierten Checkliste überprüfen: Wie ist beispielsweise die Parkplatzsituation, wie der Weg zum Empfang? Wie der Zugang zur Rezeption, zu den Aufzügen, zum Restaurant, zu den Konferenzräumen? Der Check dauert in der Regel gut zwei bis drei Stunden und die Gastgebenden erhalten im Anschluss eine aufschlussreiche Auswertung.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Workshops zeigten sich überzeugt und motiviert, die Barrierefreiheit in der Region weiter auszubauen. Sabine Risse fasst zusammen: „Viele Dinge sehen wir im Alltagsgeschäft nicht sofort und machen uns zunächst keine Gedanken, wie sie bei Menschen mit besonderen Bedürfnissen ankommen. Dabei sind manche Verbesserungen einfach und häufig mit ganz kleinen Investitionen oder Veränderungen beim Service umsetzbar.“