Schriftgröße anpassen:  
    Verlinkungen hervorheben:  A
21. Februar 2023

Eltern und Kinder im BlickWinkel

An die vielen Anrufe von verschiedenen Jugendämtern hat sich Kathrin Wortmann inzwischen gewöhnt. „Seitdem wir im vergangenen Spätsommer in Bad Berleburg unser neues Wohnangebot für Eltern und ihre Kinder eröffnet haben, bekomme ich immer wieder Anrufe von verschiedenen Jugendämtern‘“, berichtet die Standortleiterin der Kinder- und Jugendhilfe in Schmallenberg. „Der Bedarf in diesem Bereich ist viel höher als erwartet.“

Die Familien, die die Unterstützung der Wohngruppe BlickWinkel benötigen, stehen zumeist kurz vor einer „Inobhutnahme“ ihres Kindes bzw. ihrer Kinder, wie es im Fachjargon heißt. Das bedeutet, dass das zuständige Jugendamt zu dem Schluss gekommen ist, dass die derzeitigen Zustände, in denen die Kinder leben, für diese nicht haltbar sind. „Ein letzter Ausweg ist da oft Angebote wie unseres, in dem die Eltern rund um die Uhr intensiv und engmaschig begleitet und angeleitet werden“, erklärt Kathrin Wortmann. „Sie lernen bei uns, was alles zur Pflege und Versorgung ihres Neugeborenen, bzw. ihres Kleinkindes gehört und wie sie mit ihren Kindern in Beziehung treten können.“

Aber auch um die Bedürfnisse der Mütter und Väter, die nicht selten psychische Probleme mitbringen, kümmern sich die Mitarbeitenden, indem sie ihnen zum Beispiel einen Therapieplatz besorgen oder sie ermuntern, sich um ihre Gesundheit zu kümmern. Im Alltag werden die Eltern zudem immer wieder ermutigt und bestärkt. „Für unsere Arbeit ist es sehr wichtig, dass wir eine gute Beziehung zu den Müttern und Vätern aufbauen“, betont Wortmann. „Die meisten kommen zunächst ja nicht freiwillig in unsere Wohngruppe, sind aber nach kurzer Zeit dankbar für die Unterstützung.“

Derzeit leben in der Wohngruppe Blickwinkel 5 Elternteile und 6 Kinder, womit diese voll belegt ist. Konkret handelt es sich um ein Elternpaar mit einem Kind, um zwei Mütter mit jeweils 2 Kindern und um eine Mutter mit einem Kind. Die Kinder sind zwischen 0 und 2 Jahre und die Eltern zwischen 19 und 35 Jahre alt. „Damit, dass die Elternteile zum Teil schon so alt sein würden, haben wir vorher auch nicht gerechnet“, berichtet die Standortleiterin. „Wir hatten gedacht, dass eher sehr junge Mütter im Teenageralter zu uns kommen würden.“ Die verschiedenen Anfragen zeigten jedoch, dass auch sehr viel ältere Mütter und Väter Unterstützung bei der Versorgung ihrer Kinder benötigten.

Das Schönste an der Arbeit in der Wohngruppe sind laut Kathrin Wortmann die Fortschritte, die bei den Eltern und Kindern zu sehen sind. „Es gibt Eltern, die die Signale ihrer Kinder zunächst kaum zu deuten wissen und auch Schwierigkeiten haben, mit ihnen in Beziehung zu treten“, so Wortmann. „Sie haben keine Rituale mit ihren Kindern, weil sie diese in ihrer Kindheit auch nicht erleben durften.“ Umso schöner sei es, wenn die Eltern nach und nach die Versorgung ihrer Kinder sowie das Familienleben selbst in die Hand nehmen könnten und sich die Kinder unter dieser Fürsorge gut entwickelten. Die Eltern seien dann sehr stolz und fühlten sich zunehmend wohl in ihrer Rolle.