„Bitte tun Sie sich zu zweit zusammen und sprechen Sie jeweils eine ganze Minute darüber, was Sie gut können.“ Mit dieser Übung brachte Ann Kathrin Lorenzen vom PETZE-Institut für Gewaltprävention am 1. April die rund 60 Teilnehmenden der Auftakttagung zur Wanderausstellung „Echt mein Recht“ schnell ins Nachdenken. Denn tatsächlich war es für viele gar nicht so einfach, 60 Sekunden nur positiv über sich selbst zu sprechen und den eigenen Selbstwert zu reflektieren. „Für Menschen mit Behinderung ist dies oft noch schwieriger, weil sie oft nicht gelernt haben, positiv über sich selbst zu denken“, so Lorenzen. Den eigenen Wert zu kennen, sei aber ein Baustein zur Prävention vor sexualisierter Gewalt.
Die Wanderausstellung „Echt mein Recht“ bietet einen interaktiven Raum, um sich intensiv mit den Themen Selbstbestimmung, Sexualität und Schutz vor sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen. Sie richtet sich an Menschen mit Lernschwierigkeiten und ist im Veranstaltungszentrum Schacht Bismarck in Gelsenkirchen noch bis zum 30. April 2025 zu sehen. Die Ausstellung ist ein innovatives Angebot, das nicht nur aufklärt, sondern auch zum Nachdenken und Handeln anregt. Sie ist in sechs Stationen gegliedert, die die Themen Rechte, Selbstbestimmung, Gefühle, Liebe und Partnerschaft, Alltag, Körper und Sexualität sowie Beratung behandeln.
Die Tagung zur Ausstellung wurde von Birte Petersen, Präventionsbeauftragte des Sozialwerks St. Georg, organisiert. Gemeinsam mit Prof. Dr. Kathrin Römisch von der Evangelischen Hochschule Bochum hat sie die Ausstellung nach Gelsenkirchen geholt. „Es ist ein gutes Zeichen, dass beide Vorstände anwesend sind. Das zeigt, wie wichtig dieses Thema für uns ist“, sagte Petersen in ihrer Begrüßung. Sie betonte, dass der Schutz vor sexualisierter Gewalt für Menschen mit Behinderung eine zentrale Aufgabe der Eingliederungshilfe sei, da diese Gruppe überproportional häufig betroffen sei.
Die Ausstellung ist Teil eines breiten Rahmenprogramms, das auch Workshops zur Prävention und Aufklärung über sexuelle Bildung, Gewaltprävention und die Rechte von Menschen mit Behinderung umfasst. Ein besonderer Fokus liegt auf der Aufklärung über sexuelle Selbstbestimmung und die Bedeutung der eigenen Rechte.
Buntes Rahmenprogramm und Fachvorträge
Der Auftakt der Tagung umfasste auch eine Reihe von Fachvorträgen. So sprach Prof. Dr. Kathrin Römisch über die Bedeutung sexueller Selbstbestimmung und wie diese als Schutz vor sexualisierter Gewalt bei Menschen mit Behinderung wirkt. Maria Gies, Sexualpädagogin aus Hamburg, gab Einblicke in präventive Maßnahmen gegen sexualisierte Gewalt und zeigte, wie sich der Umgang mit dem Thema seit den 1970er Jahren verändert hat.
Anne Möx vom Sozialwerk St. Georg stellte das Projekt „Ich und ich – vielleicht ganz“ vor, ein Projekt des Bildungsatelier, welches im Rahmen von Porträtaufnahmen das Innerste von Menschen mit psychischen Erkrankungen darstellt.
Warum „Petze“?
Der Name „Petze“ steht für das, was bei der Ausstellung gefördert werden soll: Hilfe holen, wenn man von sexueller Gewalt betroffen ist oder sie beobachtet. Ann Kathrin Lorenzen erklärte, dass es wichtig ist, zu wissen, dass „Petzen“ eine gute Handlung ist – sie ist ein Schritt hin zur Hilfe und Prävention.
Zukunftsperspektiven und Ziele
Das Sozialwerk St. Georg setzt sich bereits seit Jahren für die Förderung von sexueller Selbstbestimmung und den Schutz vor sexualisierter Gewalt ein. „Seit 2013 haben wir das erste Schutzkonzept entwickelt und kontinuierlich angepasst“, so Thomas Kaczmarek, Vorstand des Sozialwerks St. Georg. Auch in der Zukunft werde der Weg zur Schaffung einer „täterunfreundlichen Atmosphäre“ weitergegangen.
Die Ausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ wird noch bis zum 30. April 2025 im Veranstaltungszentrum Schacht Bismarck zu sehen sein. Erfahren Sie mehr und melden Sie sich an unter: Echt mein Recht | Sozialwerk St. Georg e.V.