Die Arbeit in der Tagesstätte Startbahn macht Christian Wengler Spaß. 30 Stunden pro Woche arbeitet er dort als Fachkraft mit Menschen aus dem Autismus-Spektrum. In letzter Zeit beschäftigt sich der Heilerziehungspfleger jedoch intensiver mit seiner beruflichen Zukunft und erzählt: „Ich denke schon seit längerem: Da geht noch mehr.“ Gut vorstellen kann er sich zum Beispiel die Mitarbeit in der Einzelförderung des Fachdiensts Autismus. Christian Wengler: „Das ist ein klassischer ambulanter Dienst, das heißt, man ist viel unterwegs, fährt zu den Klient:innen oder in Schulen. Dafür braucht man einen Führerschein. Den hab‘ ich aber nicht. Und mit öffentlichen Verkehrsmitteln dauert das in Gelsenkirchen viel zu lange.“ Eine pragmatische Lösung musste her: für die berufliche Perspektive von Christian Wengler einerseits und die vom Fachkräftemangel geplagte Sparte autismus.leben andererseits.
Deren Geschäftsführer ist Alexander Rolvering. In seinen Zuständigkeitsbereich fallen die Tagesstätte Startbahn und die Einzelförderung für Menschen aus dem autistischen Spektrum. Er sucht „eigentlich ständig“ qualifizierte und engagierte Mitarbeitende: „Als ich hörte, dass Herr Wengler gerne auch in anderen Bereichen in unserer Sparte arbeiten möchte, hat mich das deshalb sehr gefreut! Wir kennen ihn schon lange und schätzen ihn sehr. Dass das am Führerschein scheitert, darf eigentlich nicht sein.“
Tut es auch nicht! Denn Alexander Rolvering hat alles in die Wege geleitet, dass das Sozialwerk St. Georg die Kosten für Fahrstunden und Prüfung übernimmt, inklusive der Abklärung der steuerlichen Aspekte: „Wir investieren grundsätzlich viel in die Weiterbildung unserer Mitarbeitenden. Die Arbeit mit Menschen aus dem Autismus-Spektrum ist nämlich nicht Bestandteil der Ausbildung in den pädagogischen und erzieherischen Berufen. Warum sollten wir hier nicht mal um die Ecke denken und gut ausgebildete Fachkräfte dadurch fördern und langfristig an uns als Arbeitgeber binden, indem wir die Kosten für den Führerschein übernehmen?!? Ich bin sicher, das lohnt sich. Für beide Seiten.“
Christian Wengler hat sich bereits eine Fahrschule ausgesucht und startet demnächst mit den Theoriestunden. Alle Kosten, die im Rahmen der durchschnittlichen Ausbildung zur Fahrerlaubnis liegen, inklusive der Kosten für die Prüfung, werden vom Sozialwerk St. Georg übernommen. Alles, was darüber liegt, trägt der Mitarbeitende.
Wenn er dann den Führerschein in der Tasche hat, wird Christian Wengler weiterhin in Teilzeit in der Tagesstätte Startbahn tätig sein – und im ambulanten Dienst der Einzelförderung auf eine Vollzeitstelle aufstocken. „Man wird mich dann also des Öfteren im Dienstwagen sehen“, grinst er. Alexander Rolvering ist sich sicher, dass es nicht bei einem Einzelfall bleiben wird: „Wenn alles passt, wie bei Herrn Wengler, kann ich mir gut vorstellen, dass wir auch bei anderen Mitarbeitenden die Kosten für den Führerschein übernehmen.“