Personalmangel in der Gastronomie? Das ist längst keine neue Nachricht mehr. Doch innovative Initiativen fehlen auf breiter Strecke – zum Leidwesen von Unternehmen, Verbänden und Politik. Das Projekt #gastrohelden des inklusiven Bildungsträgers georgs.plus und des H+ Hotels Bochum setzt genau hier an und bietet eine Lösung, die nicht nur Restaurants und Hotels hilft, sondern gleichzeitig Menschen mit Assistenzbedarf gute Jobperspektiven eröffnet.
Das Konzept der #gastrohelden ist simpel: An fünf Tagen in der Woche wird gelernt und gearbeitet – ein Tag Theorie, vier Tage Praxis – und das mitten im Hotelbetrieb. Hier zeigt sich, dass Gastronomie weit mehr ist als nur Tellertragen oder Kartoffelschälen. Die Teilnehmer:innen trainieren seit September 2024 im H+ Bochum den perfekten Service, die richtige Arbeitsplanung in der Küche und den professionellen Umgang mit Gästen. Die pädagogische Begleitung übernimmt georgs.plus. Am Ende der Qualifizierung steht eine Prüfung mit einem IHK-anerkannten Zertifikat – und eine echte Jobchance!
Wer kann teilnehmen?
Das Programm richtet sich an Menschen mit Assistenzbedarf, die in der Gastronomie arbeiten möchten. Voraussetzung ist ein grundlegendes Interesse an der Branche sowie die Motivation, sich in einem realen Hotelbetrieb weiterzubilden. Die Teilnehmenden kommen aus einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung (WfbM), auch einer Förderschülerin konnte die Teilnahme ermöglicht werden, um zu erproben, inwiefern das Qualifizierungsmodell perspektivisch auch schon während der Schulzeit neue Wege in das Arbeitsleben eröffnen könnte.
Praxis statt Theorie: Die #gastrohelden in Aktion
Was sie draufhaben, zeigten die fünf Teilnehmenden des ersten Qualifizierungsjahrgangs auf einer Veranstaltung im H+ Hotel Bochum. Mit selbstgemixten alkoholfreien Cocktails und einem 3-Gänge-Menü überzeugten sie die Gäste. Gekommen waren unter anderem Vertreter:innen des Branchenverbands DEHOGA, der Bundesagentur für Arbeit, des Landtags NRW, des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe und anderer sozialer Träger.
So geht es nach der Qualifikation weiter
Nach bestandener Prüfung im Mai 2025 folgt für die Teilnehmenden ein dreimonatiges Praktikum in einem Betrieb. Die Stiftung Sozialwerk St. Georg unterstützt finanziell die weitere pädagogische Begleitung während dieser Zeit. Die Praktikumsbetriebe sind dabei nicht auf das H+ Hotel Bochum beschränkt – auch andere interessierte Gastronomie- und Hotelbetriebe können sich als Partner beteiligen.
Aber auch darüber hinaus können die Betriebe mit Unterstützung rechnen, wie Linda Wuttke, pädagogische Leiterin bei georgs.plus, betont: „Mit dem Budget für Arbeit des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe können wir Menschen mit Assistenzbedarf in den Betrieben ein Jahr lang begleiten, damit der Einstieg in den Job gelingt.“
Langfristige Perspektiven für die Teilnehmenden
Die ersten #gastrohelden befinden sich noch in ihrer Ausbildung, doch das Ziel ist klar: langfristige Beschäftigung in der Gastronomie. Erfolgreiche Absolvent:innen haben die Chance, in ihren Praktikumsbetrieben übernommen zu werden oder sich weitere Qualifikationen zu erarbeiten. Das Projekt soll künftig ausgeweitet werden, um noch mehr Menschen mit Assistenzbedarf eine berufliche Perspektive in der Gastronomie zu bieten.
Fazit: Es braucht mehr Mut zur Inklusion
An der Unterstützung kann es also nicht liegen, dass die Resonanz der rund 100 eingeladenen Gastro- und Hotelbetriebe auf die Veranstaltung verhalten war. Dabei ist der Druck in der Branche groß: Nach Auskunft des DEHOGA NRW gibt es allein in Nordrhein-Westfalen mehr als 3.000 offene Stellen in der Gastronomie – vermutlich sogar mehr, denn längst nicht alle werden bei der Agentur für Arbeit gemeldet.
Die Botschaft der Veranstaltung indes war eindeutig: Inklusion ist keine Wohltätigkeit, sondern eine Chance für alle! Die #gastrohelden zeigen, dass Inklusion in der Gastronomie funktioniert und eine Lösung für den Personalmangel sein kann.
Doch dafür müssen mehr Betriebe den Mut haben, diesen Weg mitzugehen. Das H+ Hotel Bochum und georgs.plus stehen bereit – jetzt liegt es an der Branche, die Chance zu nutzen.