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19. Mai 2023

Reinhard Baumhöver arbeitet seit 50 Jahren beim Sozialwerk

Er ist Zeitzeuge der bewegten Sozialwerks-Geschichte

Er erlebte den Ausbau des Sozialwerks St. Georg Anfang der 1970er Jahre ebenso wie die Krise rund 10 Jahre später. Er war dabei, als unterschiedliche Reformen umgesetzt wurden und die Forderung nach gleichwertiger Teilhabe die Arbeit mit den Klient:innen immer weiter veränderte: Reinhard Baumhöver hat viel zu erzählen, wenn es um die Geschichte und die Entwicklung des Sozialwerks St. Georg geht. Denn er arbeitet hier bereits seit einem halben Jahrhundert – und hat bis heute nicht damit aufgehört.

Seinen ersten Arbeitstag im Sozialwerk erlebte Baumhöver am 2. Mai 1973. Damals war er noch keine 18 Jahre alt und hatte gerade seine Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen. Sein Elternhaus befand sich in Sichtweite des heutigen Katharinenstifts in Ascheberg und da hier jeder jeden kannte, wurde er schon vor Ende seiner Ausbildung gefragt, ob er beim Sozialwerk als Handwerker anfangen wolle. „In den Folgejahren war ich auf verschiedenen Baustellen beschäftigt“, berichtet der 68-Jährige. „Ich habe beim Umbau des heutigen Katharinenstifts mitgeholfen und auch bei der Sanierung des Bauernhofs, den das Sozialwerk 1983 erworben hat.“ Aber auch außerhalb von Ascheberg benötigte das Sozialwerk St. Georg immer wieder die Fähigkeiten des Allroundhandwerkers: „Wenn es Baustellen im Sauerland gab, dann bin ich auch dort hingefahren“, berichtet Baumhöver. „In Gelsenkirchen war ich mit bei der Neuanlage des Parks dabei, der auf dem Gelände rund um den Schacht Bismarck angelegt wurde.“

Direkten Kontakt hatte er bis Anfang der 1980er Jahre auch immer wieder mit dem damaligen Direktor des Sozialwerks, Johannes Hennemeyer. „Dieser rief mich an, wenn ich bei einem Projekt gebraucht wurde“, so Baumhöver. „Und da Mitglieder des ehemaligen Vorstands auch in Ascheberg wohnten, habe ich diese, wenn gewünscht, nach Gelsenkirchen chauffiert.“ Als im Frühjahr 1981 schließlich die Verfehlungen öffentlich, die die Unternehmensführung unter der Leitung von Direktor Hennemeyer jahrelang begangenen hatte, war dies auch für Reinhard Baumhöver ein Schock. Die Anschuldigungen – die von der Unterschlagung öffentlicher Gelder, über fehlende Bilanzen und nicht erfüllte Tarifverträge bis zu persönlicher Bereicherung reichten – führten zur Verhaftung der Mitglieder der Unternehmensleitung, die später zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt wurden. In der Folge saß das Sozialwerk auf einem riesigen Schuldenberg und konnte eine Insolvenz nur mithilfe des LWL und der Westdeutschen Landesbank abwenden. „Trotz dieser Schwierigkeiten habe ich nie daran gezweifelt, dass das Sozialwerk noch mal die Kurve kriegt“, betont Baumhöver. „Ich habe hier weiterhin meine berufliche Zukunft gesehen.“

Wie ernst es ihm damit war, zeigte der Dienst-Jubilar in den Folgejahren, als er sich Anfang der 1990er Jahre dafür entschied, sich beruflich neu zu orientieren. Denn tatsächlich ging es bei dem Entschluss, sich im Bereich der Krankenpflege weiterzubilden, nicht darum, das Sozialwerk zu verlassen. Stattdessen wollte Baumhöver innerhalb des Unternehmens andere Tätigkeiten ausführen und noch mehr als bisher für die Klient:innen da sein. Denn: „Klientenkontakt hatte ich von Anfang an, da ich sowohl bei der Garten- und Landschaftspflege als auch auf den Baustellen zumeist 6 bis 8 Menschen aus dem Sozialwerk dabeihatte, die von mir angeleitet und begleitet wurden“, berichtet der Allrounder. „Nach meiner Weiterbildung in der Krankenpflege, für die ich, wenn nötig, vom Dienst freigestellt wurde, konnte ich dann direkt in einer Wohneinrichtung arbeiten.“

Auch hier erlebte der Zeitzeuge, wie das Sozialwerk im Laufe der Jahre wiederholt seine Strukturen veränderte und die einzelnen Menschen mit ihren Fähigkeiten, Wünschen und Zielen immer mehr in den Mittelpunkt stellte. „Das Verhältnis zwischen Assistenz und Klient:in ist heute auf Augenhöhe, das war früher oft nicht so“, berichtet Baumhöver, der sich stets weiterbildete und im Katharinenstift schließlich auch als „Gruppenleiter“ arbeitete, wie es damals hieß.

Als Anfang 2018 der offizielle Renteneintritt vor der Tür stand, spürte Baumhöver, dass er noch nicht bereit dafür war, die Arbeit ruhen zu lassen. Tatsächlich hatte er zu diesem Zeitpunkt in Ascheberg bereits unterschiedliche Angebote für eine Weiterbeschäftigung erhalten. Als er jedoch gefragt wurde, ob er nicht als Ersatz für den inzwischen verrenteten Hausmeister im Katharinenstift in Rahmen einer geringfügigen Beschäftigung tätig werden wolle, stimmte er freudig zu.

Und so ist Reinhard Baumhöver nach 50 aufregenden Dienstjahren für das Sozialwerk wieder als Allroundhandwerker in Ascheberg tätig. Wir ziehen unseren Hut vor seiner unglaublichen Geschichte, seiner Flexibilität und seinem Mut, sich innerhalb des Sozialwerks neu zu orientieren. Wir wünschen ihm weiterhin viel Gesundheit und Freude an der Arbeit!