Die Aufdeckung und Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche sind für viele engagierte Gläubige ein Thema, das auch ihr Selbstverständnis auf den Prüfstand stellt. Dementsprechend beschäftigte sich der Kreis der Ehrenamtlichen im spirituellen Zentrum Kirche St. Anna beim ersten Stammtisch des Jahres 2022 mit den Fragen: „Welche Botschaft hat Kirche noch für uns?“ Und: „Auf welcher Grundlage können wir die Menschen im und um das Sozialwerk herum noch erreichen?“ Im Anschluss an diese Diskussion schrieb Doris Trimborn im Namen der Ehrenamtlichen eine Stellungnahme, die wir an dieser Stelle gerne wiedergeben:
„Was uns weiterhin antreibt in dieser Kirche ist die Suche nach Gemeinschaft auf der Basis christlicher Werte und einer christlichen Grundhaltung. Darunter verstehen wir Toleranz, Vertrauen, Achtung und Respekt vor den Menschen und der Schöpfung. Wir möchten eine Atmosphäre schaffen, die jedem Menschen vermittelt, dass er oder sie angenommen, geschätzt und geliebt wird, so wie er oder sie ist.
Doch wie kriegen wir das hin in einer Amtskirche, in der das Vertrauen durch Lügen und verwerfliche Taten von Amtsträgern auf eine harte Probe gestellt wird? In einer Zeit, in der Corona die Sehnsucht nach Gemeinschaft massiv belastet? Diese und andere Fragen bewegen uns Ehrenamtler sehr. Die einen erwägen einen Kirchenaustritt, die anderen halten an ihrer Kirche fest, in der Gewissheit, dass es auch gute Elemente zu verteidigen gibt. Wieder andere sehen ihren Glauben losgelöst von der Institution Kirche.
Wir alle halten eine grundlegende Reformierung der Amtskirche für dringend notwendig, um die christliche Botschaft lebendig zu halten. Eine solche Reformierung kann nur geschehen, wenn sie von allen mitgestaltet wird.
Für uns Ehrenamtliche war und ist die Kirche St. Anna ein Ort im Sozialwerk, wo wir für unsere Werte einstehen und für die wir uns einsetzen, ein:e Jede:r mit dem, was sie oder ihn ausmacht. Wir bieten diese Plattform allen Mitarbeitenden und Klient:innen an, die aktiv an der Gestaltung ihres Lebens beteiligt sein wollen. Bei unseren Impulsen beschäftigen wir uns mit Fragen nach Frieden, persönlicher Freiheit und auch nach Mut und Stärke. Dabei sind wir auf die Mitarbeit von Klient:innen und Mitarbeitenden angewiesen, denn nur gemeinsam sind wir stark. Im Sozialwerk können wir das leben in St. Anna“
In diesem Sinne freut sich der Kreis der Ehrenamtlichen über Verstärkung: Treffpunkt ist die St.-Anna-Kirche in Gelsenkirchen immer dienstags von 16 bis 18 Uhr. Teilnehmende müssen geimpft oder genesen sein.