Rund 600 Menschen kamen Ende Juni zusammen, um der „Manufaktur Jürgen Sommerfeld“ auf dem Gelände der Emscher-Werkstatt ihren Namen zu geben. Das Gebäude, in dem Menschen mit komplexem Assistenzbedarf arbeiten, wird bereits seit sechs Jahren genutzt und erinnert nun an einen ganz besonderen Menschen: Jürgen Sommerfeld.
Jürgen Sommerfeld wurde am 11.01.1941 in Gelsenkirchen geboren und war ein Kind mit Behinderung. Im Alter von zwei Jahren wurde er in eine „Heilanstalt“ in Dortmund-Aplerbeck aufgenommen und sollte dort von seiner Krankheit „hochgradiger Schwachsinn“ geheilt werden. Nach 20 Tagen Aufenthalt verstarb Jürgen Sommerfeld angeblich an „Kreislaufschwäche“. In den Unterlagen der Anstalt sind Hinweise auf verabreichte Medikamente zur Blutdrucksteigerung zu finden. Zur Zeit des Nationalsozialismus war eine systematisch organisierte Tötung von Menschen mit Behinderung durch überdosierte Medikamentenvergabe oder bewusst herbeigeführtes Verhungern durch Nahrungsentzug Realität. Damit dieses unmenschliche Kapitel deutscher Geschichte nicht vergessen wird, soll die „Manufaktur Jürgen Sommerfeld“ stellvertretend an alle Menschen mit Behinderung erinnern, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden.
Zur Feier waren auch Angehörige von Jürgen Sommerfeld gekommen, die sich für die Initiative seitens der Emscher-Werkstatt bedankten und gemeinsam mit einem Beschäftigten die neue Beschilderung des Gebäudes abdeckten. In Gedenken an Jürgen Sommerfeld wurde außerdem ein Stolperstein vor dem Gelände der Emscher-Werkstatt verlegt.