„Mein Kind lebt nicht bei mir“
Es geht darum, über die eigenen Ängste zu sprechen, Zuspruch und Verständnis zu erhalten und sich über Erlebtes auszutauschen: In der Selbsthilfegruppe „Mein Kind lebt nicht bei mir“, die Ende 2022 im Ambulant Betreuten Wohnen Siegen ins Leben gerufen wurde, treffen sich Menschen, deren Kinder nicht bei ihnen wohnen können oder dürfen.
„Wir haben die Gruppe auf Anregung einer Klientin gegründet“, berichtet Mitarbeiterin Erika Metzger. „Dabei sind wir sehr schnell auf weitere Frauen gestoßen, die ebenfalls Bedarf haben, über dieses Thema zu sprechen.“ Einmal pro Monat treffen sich die Betroffenen nun in den Büroräumen des Ambulant Betreuten Wohnens Siegen in Geisweid. Ihre Gespräche drehen sich unter anderem um Verlustängste, die Entfremdung vom eigenen Kind sowie um Schwierigkeiten mit Pflegefamilien. „Obwohl die Umstände der einzelnen Frauen unterschiedlich sind, gleichen sich viele ihrer Sorgen und Emotionen“, berichtet Erika Metzger. „So fühlen sich zum Beispiel viele von den Mitarbeitenden der Jugendämter oder Sozialverbänden falsch und zu negativ beurteilt und haben das Gefühl, keine Chance mehr zu bekommen, weil die Akte schon so ‚dick‘ sei. Sie sind der Meinung, dass man an dem bereits gefällten ‚Urteil‘ nicht mehr viel ändern kann.“
Dass sie mit diesen Sorgen und Nöten nicht allein sind, ist für die Teilnehmenden eine wichtige Erfahrung – vor allem, weil sich viele von ihnen außerhalb der Selbsthilfegruppe kaum trauen, über das Thema zu sprechen. „Die Angst, von anderen verurteilt zu werden ist sehr groß“, betont die Gruppenleiterin. „Daher ist es umso wichtiger, dass die Mütter nun den Raum bekommen, über ihre Situation zu sprechen – ohne Angst vor Stigmatisierung.“
Aber nicht nur für Menschen aus unserem Unternehmen ist die neue Selbsthilfegruppe ein wichtiges Angebot: Erste Anfragen kamen auch schon von Interessierten, die nicht zum Sozialwerk gehören.