Schriftgröße anpassen:  
    Verlinkungen hervorheben:  A
20. März 2025

Beratungsprojekt gestartet

Das Persönliche Budget ermöglicht es Menschen mit Assistenzbedarf, ihre Unterstützungsleistungen selbstbestimmt zu organisieren. Seit 2008 können sie den benötigten Betrag direkt vom Leistungsträger erhalten und ihre Hilfen nach eigenen Vorstellungen gestalten. Es handelt sich dabei nicht um eine zusätzliche Leistung, sondern um eine flexiblere Form der Leistungsgewährung. Seit Anfang 2025 leitet Susanne Lingnau das neue Beratungsprojekt „Meine Lebensgestaltung. Mein Persönliches Budget.“ im Sozialwerk St. Georg. Das Projekt wird von der Aktion Mensch gefördert und ist auf fünf Jahre ausgelegt. Es bietet Einzelberatungen, Schulungen für Mitarbeitende und Informationsveranstaltungen, um den Zugang zum Persönlichen Budget zu erleichtern und Menschen bei der Selbstorganisation ihrer Hilfen zu unterstützen. Ein besonderes Ziel des Projekts ist es, Mitarbeitende des Sozialwerks St. Georg zu befähigen, das Thema selbstsicher in ihren Teams zu integrieren und es sicher und kompetent in ihrer Arbeit umzusetzen.

Frau Lingnau, was ist das Besondere am Persönlichen Budget und warum ist es so wichtig für die Menschen?

Susanne Lingnau: Das Besondere am Persönlichen Budget ist die Selbstbestimmung, die es den Menschen ermöglicht. Sie können entscheiden, welche Unterstützung sie benötigen und wie diese gestaltet wird. Das ist für einige Menschen ein echter Gewinn, weil sie dadurch nicht mehr auf die vorgegebenen Angebote angewiesen sind. Sie haben die Freiheit, sich individuell auf ihre Lebenssituation zugeschnittene Hilfen zu organisieren.

Was sind typische Beispiele für die Nutzung des Persönlichen Budgets?

Ein Beispiel, das mir häufig begegnet, ist die Teilnahme an speziellen Kursen oder die Nutzung von Angeboten, die der reguläre Leistungsanbieter vielleicht nicht direkt abdeckt. Wenn jemand zum Beispiel gerne gesund und dennoch kostengünstig kochen lernen möchte, um besser auf die eigene Gesundheit zu achten, dann könnte er oder sie einen Kochkurs an der Volkshochschule besuchen. Der Kurs würde dann über das Persönliche Budget finanziert. Andernfalls wäre der Mensch, wenn er zum Beispiel das ambulant betreute Wohnen in Anspruch nimmt, auf die Angebote seiner Einrichtung angewiesen. Durch das Persönliche Budget gibt es eine größere Flexibilität und die Möglichkeit, sich über die Angebote des eigenen Leistungsanbieters hinaus weiterzuentwickeln. Umso wichtiger ist es, dass der reguläre Leistungsanbieter attraktive Angebote vorhält, die von Menschen eingekauft werden können.

Kann das Persönliche Budget auch in besonderen Wohnformen genutzt werden?

Grundsätzlich können Menschen auch in den besonderen Wohnformen das Persönliche Budget nutzen. Es gibt aber hier einige Hürden, da die Leistungsanbieter ihre Angebote entsprechend so strukturieren und bepreisen müssen, dass der Budgetnehmer sie auch mit seinem Persönlichen Budget einkaufen kann. Das erfordert noch einiges an Anpassung und Flexibilität. Genau hier möchte ich ansetzen und das Thema im Sozialwerk St. Georg weiter vorantreiben, sodass das Persönliche Budget auch in diesem Bereich für die Menschen leichter zugänglich und nutzbar wird.

Was sind Ihre konkreten Ziele in Ihrem neuen Projekt „Meine Lebensgestaltung. Mein Persönliches Budget.“?

Mein Ziel ist es, den Menschen einen einfachen Zugang zum Persönlichen Budget zu ermöglichen und gleichzeitig auch die Mitarbeitenden des Sozialwerks St. Georg umfassend zu schulen, so dass sie das Thema in ihrer täglichen Arbeit sicher integrieren können. Zudem möchte ich den Austausch und die Vernetzung zwischen den verschiedenen Bereichen des Sozialwerks St. Georg fördern, sodass wir noch besser auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen können, die das Persönliche Budget nutzen möchten.

Wie wollen Sie die Mitarbeitenden des Sozialwerks St. Georg dabei unterstützen?

Es wird vor allem darum gehen, die Mitarbeitenden für das Thema zu sensibilisieren und ihnen zu vermitteln, wie die Klient:innen das Persönliche Budget für sich im Alltag nutzen können. Wir wollen alle Kolleg:innen befähigen, das Thema selbstbewusst anzusprechen und den Menschen die besten Möglichkeiten zu bieten. Gleichzeitig werden wir aber auch individuelle Beratungen anbieten, um in konkreten Fällen direkt unterstützen zu können.

Wie wird das Projekt konkret in den nächsten Jahren umgesetzt?

Das Projekt wird auf fünf Jahre ausgelegt, mit einer klaren Struktur und verschiedenen Phasen. Zu Beginn geht es vor allem um die Aufklärung und die Schulung der Mitarbeitenden. Danach werden wir uns intensiv um die Einzelberatung der Menschen kümmern, die das Persönliche Budget in Anspruch nehmen möchten. Wir planen zudem regelmäßige Informationsveranstaltungen, bei denen auch Angehörige oder andere Interessierte teilnehmen können.