Mitgliederfahrt 2024: Das Sozialwerk in all seinen Facetten
Man kann viel darüber lesen, was das Sozialwerk alles leistet – doch es selbst zu erleben, vermittelt einen ganz anderen Eindruck. Genau das hatten die Teilnehmenden der zweitägigen Mitgliederfahrt Mitte September, die einen Blick hinter die Kulissen verschiedener Projekte und Einrichtungen des Sozialwerks ermöglichte. Den Auftakt bildete der Besuch der „Steigerhäuser“ auf dem Schachtgelände Bismarck in Gelsenkirchen – ein Symbol des Aufbruchs. Hier entsteht ein neues Zuhause für Kinder und Jugendliche: Neben einer Erweiterung der Kita „Kleine Knappen“ um eine zusätzliche Gruppe werden auch zwei Wohngruppen für Kinder und Jugendliche eröffnet. Außerdem zieht die Sozialpädagogische Familienhilfe (SPFH) in das geschichtsträchtige Gebäude ein. Die Umbauarbeiten laufen jedoch mit Verzögerungen, und einige Genehmigungen der Stadt stehen noch aus. „Wir erwarten sie täglich“, erklärte Ludger Henkel, Geschäftsführer der Kinder&JugendRäume, mit spürbarer Anspannung. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist enorm: „Das Kitajahr hat bereits begonnen, und wir mussten die fünfte Gruppe provisorisch im bestehenden Gebäude unterbringen. Das stellt unser Team vor große Herausforderungen, besonders in der Eingewöhnungszeit.“ Auch für Kinder, die in Obhut genommen werden müssen, fehlen Plätze: „Es gibt kaum Pflegefamilien, die Kinder mit besonders herausforderndem Verhalten aufnehmen können. Deshalb müssen auch Kinder unter sechs Jahren immer häufiger stationär untergebracht werden. Das war bis vor kurzem noch ein No-Go“.
Auch wenn rund zwei Stunden Autofahrt dazwischen lagen, knüpfte die nächste Station in Bad Fredeburg thematisch nahtlos an. Nicole Smailovic, zukünftige Geschäftsführerin der Kinder&JugendRäume, berichtete von der wachsenden Nachfrage: „Es kommt vor, dass wir täglich mehr als 30 Anfragen für Inobhutnahmen erhalten, von denen wir die meisten ablehnen müssen.“ Wie geht man mit dieser Situation um? „Wir konzentrieren uns auf die Kinder, die wir aufnehmen können, und geben ihnen die bestmögliche Unterstützung in einem familiären Umfeld. Nur so können wir die Motivation für unsere Arbeit aufrechterhalten.“ Die größte Herausforderung sei es, den Kindern wieder Hoffnung auf eine gute Zukunft zu vermitteln: „Das ist unsere Aufgabe hier.“
Der erste Tag endete nachdenklich, doch der nächste begann mit einem frischen Blick: Im gerade eröffneten Café „fred’s“ in der Innenstadt von Bad Fredeburg. Nach dem nervenaufreibenden Umbau freuten sich alle über das helle, moderne Ambiente – inklusive Frühstück, das die Mitglieder im von den Emscher- und Lenne-Werkstätten hergestellten Interieur genießen konnten. Das inklusive Team von georgs.plus, das das Café betreibt, war voller Freude: „Endlich geht es los!“, erzählte die Betriebsleiterin Sylvia Fiammetta.
Den Abschluss bildete der Besuch des „Haus Arnsberg. In der Einrichtung leben vermehrt Klient:innen mit einer Suchtproblematik und einer Psychose. Der Altersdurchschnitt beträgt um die 30 Jahre. Zwei der sechs Wohngruppen bieten die Möglichkeit einer geschützten Unterbringung, zum Beispiel für Klient:innen aus dem Maßregelvollzug. Besonders eindrucksvoll war der Snoezelraum mit seinen mit Gummi überzogenen Wänden, der früher als „Time-Out-Raum“ diente. Die heutigen Mitarbeitenden haben ein anderes Verständnis von ihren Aufgaben. Das scheint sich auch herumgesprochen zu haben: „Fachkräftemangel haben wir hier aktuell nicht“, erklärte René Wickel, zuständiger Regionalleiter. „Wir haben sogar mehr qualifizierte Bewerbungen, als wir Plätze anbieten können.“
Die Mitgliederfahrt endete mit vielen Eindrücken und neuen Erkenntnissen. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Uwe Penth, fasste es treffend zusammen: „Das Sozialwerk lernt man nur vor Ort wirklich kennen. Die Begegnungen mit den Mitarbeitenden und ihre Geschichten zeigen uns, wie vielfältig und engagiert die Arbeit hier ist – so bunt wie das Sozialwerk selbst.“