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20. Mai 2025

Zwischen Fernsehkameras und Klosterstille

Gilbert Krüger ist zurück – nach einem bewegenden Auftritt beim Abschlussgottesdienst des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hannover und einer wohlverdienten Woche der Stille in einem Kloster, in dem er sich nach dem Kirchentag erholte.

Der Mitarbeitende im Bereich Fördermittel und Fundraising beim Sozialwerk St. Georg war am Sonntag, den 4. Mai 2025, live im ZDF zu sehen: als Diakon und Mitgestalter der Liturgie auf dem Platz der Menschenrechte, gemeinsam mit Kirchentagspastorin Dr. Anne-Helene Kratzert vor 22.000 Zuschauer:innen. „Ich wusste, dass es anstrengend wird – aber was das wirklich bedeutet, war mir vorher nicht klar!“, sagt er rückblickend.

Bereits am Dienstag vor dem Gottesdienst war er angereist, ab Mittwoch folgten Proben – früh morgens, bei sommerlichen Temperaturen von bis zu 26 Grad. Beim eigentlichen Gottesdienst dann die Überraschung: Eiseskälte bei gerade mal 11 Grad. „Nach den heißen Tagen fühlte sich das für mich an wie Minusgrade!“, berichtet Krüger. Und ich konnte mich nicht warm genug anziehen, weil es im Fernsehen einfach perfekt aussehen muss.“

Heißen Tee zur Aufwärmung? Schwierig. Die Toilettenwagen standen auf Kopfsteinpflaster – für Rollstuhlnutzende wie ihn unerreichbar. Die Organisator:innen hatten ihr Möglichstes versucht, doch eine bessere Lösung ließ sich nicht finden. „Ich musste also zusätzlich auf alles verzichten, was den Gang zur Toilette erfordert hätte“, erzählt er.

Der Gottesdienst selbst wurde eine Stunde lang live im ZDF übertragen – ohne Abendmahl. Die anschließende halbe Stunde war exklusiv im Livestream zu sehen. Erst nach dem Ende der Fernsehübertragung wurde ihm eine Wärmflasche gebracht.

Gilbert Krüger übernahm als zweiter Zelebrant viele zentrale Aufgaben: Er sprach das Votum, übernahm Zwischenmoderationen, las Fürbitten und sprach zum Schluss gemeinsam mit den anderen den Segen – dieser war jedoch nur im Livestream zu sehen. Dabei musste er sich streng ans Skript halten, was ihn nervös machte: „Ich bin das freie Sprechen gewohnt, aber hier war für die Fernsehproduktion absolute Präzision nötig.“

Ein besonderes Detail sorgte für Schmunzeln: Auf seiner Stola prangte das Logo des Sozialwerks – was einige Zuschauer:innen offenbar irritierte. „Man dachte, der Evangelische Kirchentag hätte extra einen katholischen Diakon eingeladen – für den ökumenischen Gedanken. Dabei bin ich evangelisch!“, lacht er.

Auch der Moment der Einkleidung war bemerkenswert: „Das Team wusste gar nicht, wie sie mit meinen orthopädischen Schuhen umgehen sollten.“ Eine kleine Episode, die zeigt, wie selten Menschen mit Behinderung in solchen Formaten präsent sind – und wie wichtig es ist, dass sich das ändert.

Die Rückmeldungen? Überwältigend positiv. Schon im Vorfeld hatte er viele gute Wünsche bekommen – auch von Kolleg:innen, die er kaum kannte. „Das hat mich wirklich berührt.“ Nun freut er sich auf den Arbeitsalltag – nach einer intensiven Zeit voller Licht, Kameras und anstrengender Inszenierung. Und auf viele stille Momente, die noch nachhallen.

Den gesamten Live-Stream des Abschlussgottesdienstes finden Sie hier