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14. August 2020

Offener Brief an die Schmallenberger Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten

Schmallenberg, 14.08.2020

Sehr geehrte Frau Pieper,
sehr geehrter Herr König,
sehr geehrter Herr Rostek,
sehr geehrter Herr Schenk,
sehr geehrter Herr Weber,

als Vertreter des Sozialwerk St. Georg, des Projektes „Barrierefrei im Sauerland“ (gefördert durch die Aktion Mensch), der Behinderten-Interessen-Vertretung der Stadt Schmallenberg (BIV) und der Behinderten-Interessen-Vertretung des HSK (BIV-HSK) wenden wir uns heute an Sie, um Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema Barrierefreiheit zu lenken.

Uns geht es um eine lebenswerte und barrierefreie Stadt Schmallenberg. Wir sind der Überzeugung, dass noch mehr getan werden muss, damit Menschen mit einer Behinderung, Familien mit Kleinkindern und Senioren sich in Schmallenberg wohlfühlen.

In den letzten Jahren ist in der Zusammenarbeit mit der Behinderten-Interessen-Vertretung einiges bewegt worden. So waren die Vertreterinnen und Vertreter der BIV beratend beteiligt, als der Hublifter im Sauerlandbad angeschafft wurde, als es um die Sanierung der Ortsdurchfahrten in Oberkirchen und Winkhausen ging, als 2007 der barrierefreie Kyrillpfad in Schanze angelegt wurde, als die Akademie in Bad Fredeburg zu einem Musikbildungszentrum umgebaut wurde usw. Doch es gibt in Schmallenberg noch viel zu tun.

Dies möchten wir mit einigen Beispielen verdeutlichen:

  • Bei der Renovierung der Stadthalle Schmallenberg wurde versäumt die Eingangstüren selbstöffnend einzurichten sowie die Bühne und Künstlergarderoben für Rollstuhlfahrer erreichbar zu gestalten.
  • Bürgersteige auf der Ost- und Weststraße sind (nicht nur) für Eltern mit Kinderwagen zu schmal.
  • Für Menschen mit Rollator oder Absatzschuhen ist die Überquerung des Schützenplatzes ein Hindernislauf über Stolperfallen aus Pflastersteinen.
  • Das Internetportal der Stadt Schmallenberg bietet keine Informationen in Leichter Sprache, geschweige denn barrierefreie Zugänge zu den Online-Services der Stadt.
  • An Schützenfesten, Schmallenberger Woche und anderen Veranstaltungen können Menschen wegen fehlender barrierefreier Zugänge, nicht vorhandener Behinderten-Parkplätze oder -WCs oder auch induktiven Höranlagen für Schwerhörige nicht teilnehmen.

Hindernisse und Barrieren müssen abgebaut werden, auch in Schmallenberg. Im Behindertengleichstellungsgesetz steht: „Barrierefreiheit ist die Auffindbarkeit, Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der gestalteten Lebensbereiche für alle Menschen.“ Oder in einem vereinfachten Merksatz gesagt: Hinkommen – Reinkommen – Klarkommen. Jeder Mensch, ob behindert oder nicht behindert, ob alt oder jung, soll ohne fremde Hilfe auskommen und all das machen können, was Sie und wir auch können.

Barrierefreiheit nutzt allen

Inklusion und Barrierefreiheit gehen nicht nur eine kleine, zu vernachlässigende Zielgruppe an. Im Gegenteil! Barrierefreiheit nutzt allen: Menschen mit und ohne Behinderung, Senioren, Kindern, Eltern und Menschen, die nur vorübergehend in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Aufzüge werden von Eltern mit Kinderwagen, alten und gehbehinderten Menschen gleichermaßen genutzt. Nicht nur Menschen mit Lernbehinderungen benötigen Texte in Leichter Sprache, sondern auch Menschen mit geringen Deutschkenntnissen oder Menschen, die sehbeeinträchtigt sind. In unser aller Leben gibt es wahrscheinlich Phasen, in denen wir aufgrund vorübergehender oder dauerhafter Einschränkungen auf gut zugängliche Gebäude, Leichte Sprache oder die Kommunikation über Computer angewiesen sind.

Barrierefreiheit darf daher kein Luxus sein, sondern muss zu einer Selbstverständlichkeit werden. Schließlich geht sie uns alle an und steigert unser aller Lebensqualität in Schmallenberg. Viele Gründe also, sich für ein Leben ohne Barrieren für alle Bürgerinnen und Bürger Schmallenbergs stark zu machen!

Am 13. September 2020 findet die Kommunalwahl in NRW statt. Geben Sie bereits heute ein klares Bekenntnis dafür ab, dass Sie sich aktiv für ein barrierefreies Schmallenberg einsetzen. Mit den Menschen, die behindert sind, den Fachleuten in eigener Sache, bieten wir Ihnen unsere Unterstützung an und wollen beratend und aktiv beteiligt sein und mit Ihnen zusammenarbeiten.

Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen und sind gern bereit zum Gespräch.

Freundliche Grüße

Marc Brüggemann, Geschäftsführung Sozialwerk St. Georg LenneWerk gGmbH, www.gemeinsam-anders-stark.de/lennewerk
Bernhard Pilgram, Projektleitung „Barrierefrei im Sauerland“, www.barrierefrei-im-sauerland.de
Cornelia Steffen, Behinderten-Interessen-Vertretung der Stadt Schmallenberg
Heinz Arenhövel, Behinderten-Interessen-Vertretung des HSK