Seit September 2024 gilt im Sozialwerk St. Georg ein neues Konzept für das Qualitätsmanagement (QM). Ziel ist es, die Prozesse noch passgenauer und näher an der Praxis in den einzelnen Sparten zu beschreiben – aber weiterhin im gemeinsamen Rahmen des Konzerns. Ein halbes Jahr nach dem Start lohnt sich ein Blick auf den aktuellen Stand. Dazu haben wir mit Vorstand Thomas Kaczmarek und dem Leiter des Ressorts Qualität, Frank Löbler, gesprochen. Herr Löbler ist zugleich verantwortlich für die Umsetzung der Personal Outcomes Scale (POS), einem Instrument zur Messung der Lebensqualität von Menschen mit Assistenzbedarf.
Herr Kaczmarek, Sie haben den Anstoß für die Neuausrichtung des Qualitätsmanagements gegeben. Wie fällt Ihre Zwischenbilanz aus?
Wir haben eine zentrale Weiche gestellt: Künftig beschreibt und verantwortet jede Sparte ihr Qualitätsmanagement selbst – also genau dort, wo die Prozesse gelebt werden. Das stärkt die Eigenverantwortung, schafft Klarheit und setzt neue Energien frei. Ich sehe, dass alle Sparten diese Richtung aktiv einschlagen. Das ist wichtig, denn das Sozialwerk muss sich weiterentwickeln, wenn wir für Klient:innen und Mitarbeitende attraktiv und wettbewerbsfähig bleiben wollen. Der neue QM-Ansatz passt gut zu unserer neuen Personalstrategie und zur fortschreitenden Digitalisierung. Insofern: Ja, ich bin zufrieden mit der Entwicklung.
Herr Löbler, wenn nun die Sparten ihr eigenes QM entwickeln – braucht es dann überhaupt noch eine zentrale Qualitätsstelle?
Unbedingt – aber mit einem neuen Rollenverständnis. Auch wenn die Verantwortung dezentralisiert wird, bewegen sich alle weiterhin im Rahmen eines Konzerns. Es gibt verbindliche QM-Prinzipien wie Kundenorientierung oder kontinuierliche Verbesserung. Unsere Aufgabe im zentralen QM ist es, diesen Rahmen zu gestalten, fachlich zu begleiten und die Umsetzung in den Sparten zu unterstützen. Gleichzeitig verantworten wir auch konzernweite Prozesse, etwa im Bereich Audits oder Dokumentenlenkung. Unsere Fachlichkeit bleibt gefragt – und das Sozialwerk bietet genug Herausforderungen, sodass uns sicher nicht langweilig wird.
Die Personal Outcomes Scale (POS) ist ein wissenschaftlich fundiertes Instrument, mit dem sich die individuell empfundene Lebensqualität von Klient:innen erheben lässt – etwa durch Fragen zur Selbstbestimmung, sozialen Teilhabe oder emotionalen Sicherheit. Im Sozialwerk wird POS bereits seit 2010 systematisch eingesetzt.
Herr Löbler, wie ist Ihre Bilanz nach 15 Jahren POS im Sozialwerk?
Der eigentliche Mehrwert entsteht nicht allein durch die Erhebung, sondern durch die anschließende Auseinandersetzung mit den Ergebnissen – gemeinsam mit den Klient:innen. So gestalten sie aktiv ihre Lebensqualität mit. Die Zahlen für 2024 zeigen in der Besonderen Wohnform eine gewisse Konstanz. Herausfordernd sind die Ergebnisse im Ambulant Betreuten Wohnen, wo die Werte zur wahrgenommenen Lebensqualität weiter rückläufig sind. Das nehmen wir sehr ernst.
Nicht zu vergessen: Mit über 18.000 durchgeführten Interviews sind wir deutschlandweit führend in der Anwendung der POS. Auch international sind wir als POS-Anwenderorganisation hoch angesehen.
Herr Kaczmarek, auch bei der POS haben Sie Veränderungen angestoßen. Was hat sich konkret geändert?
Die Arbeit an der Lebensqualität unserer Klient:innen war und bleibt ein zentrales Ziel des Sozialwerks. Im Ambulant Betreuten Wohnen setzen wir die POS konsequent ein – das hat sich bewährt. In der Besonderen Wohnform legen wir den Fokus nun gezielter auf bestimmte Personengruppen: zum Beispiel Menschen, die in andere Versorgungsformen wechseln oder bei denen Assistive Technik zum Einsatz kommen soll. Wir führen hierzu Projekte durch, um die Auswirkungen solcher Veränderungen besser zu verstehen – und daraus gezielt Verbesserungen abzuleiten.
Weiterführende Links: